DER BUNDESBÜRGER-Die Jürgen W. Möllemann Story

von Annalena und Konstantin Küspert

 

Mit

Ilja Harjes, Rose Lohmann, Thomas Mehlhorn

 

Bühne & Kostüme Ayşe Gülsüm Özel

Dramaturgie Michael Letmathe

Er war ein »Münchhausen« der bundesdeutschen Politik, der vorgab »Klartext« zu reden, um die deutsche Politik ehrlicher zu machen. Seine Selbstinszenierungen schwankten zwischen Genialität und Größenwahn. Münster wurde durch ihn immer wieder zur Bühne, manchmal sogar für die Weltpolitik. Vielleicht war es die luftige Perspektive des leidenschaftlichen Fallschirmspringers, die ihn gleichsam zum kühnen Visionär, unseriösen Paradiesvogel und »Lügenbaron« der Bundespolitik machte? Aufstieg und Fall eines Politikers, dieses gängige Erzählmuster, hatte bei ihm schließlich eine besonders tragische Dimension. Er endete im »freien Fall« auf einem Feld im Münsterland, während Einsatzkommandos der Staatsanwaltschaft seine Büros durchsuchten. Annalena und Konstantin Küspert erzählen die Schelmengeschichte eines Mannes, der Politik zur Bühne für eine Marketingshow machte und der selbst mit seinem Tod noch einen medialen Coup landete.

Fotos Peter Wattendorf

PRESSE

Der ganze Abend wirkt nie aus einem Guss, sondern ist ein toll gewordener Eklektizismus und bringt so die Politik Möllemanns und letztlich die der gesamten FDP (bzw. F.D.P.) um die Jahrtausendwende auf den Punkt. Überzeugender kann an den Politiker wie an eine ganze Partei, die allen Ernstes Spaßpartei sein wollte, zumindest mit künstlerischen Mitteln nicht erinnert werden.

Kai Bremer, Nachtkritik

https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=17537:der-bundesbuerger-the-juergen-w-moellemann-story-theater-muenster-ruth-messing-und-ayse-guelsuem-oezel-bebildern-die-szenenfolge-von-annalena-und-konstantin-kuespert-ueber-den-schillernden-fdp-politiker&catid=38&Itemid=40

 

Das Stück von Annalena und Konstantin Küspert für Münster ist akribisch recherchiert und provozierend aktuell. (...) Und so wird der Abend zum aufklärerischen und unterhaltsamen Stadttheater im besten Sinne: Beispielhaft geht es hier um die Platzierung eines frühen Populisten, zudem noch Sohn der Stadt Münster, der den Spaßfaktor vor die Inhalte setzte und somit Grundlagen legte für die heutige gesellschaftliche Spaltung und den Rechtsruck Deutschlands.

Dorotea Marcus, Deutschlandfunk

https://www.deutschlandfunkkultur.de/theaterstueck-der-bundesbuerger-in-muenster-liberaler-als.1013.de.html?dram:article_id=467555

 

Es sind Stationen aus Möllemanns Karriere, die Ruth Messing in ihrer flotten und stringenten Inszenierung auf die Bühne bringt. (...) Das ist gut gemacht, denn es stattet das Stück nicht nur mit erfrischender Komik aus, sondern hebt es gleichzeitig ins Exemplarische. Nicht nur die Person Möllemann steht hier auf dem Prüfstand. Es geht um Meinungsbildung und Wählerbeeinflussung überhaupt.

Helmut Jasny, Westfälische Nachrichten

https://www.wn.de/Muenster/Kultur/4091622-Der-Bundesbuerger-im-U2-uraufgefuehrt-The-Juergen-W.-Moellemann-Story-Politik-als-Waehler-Manipulation

 

Die Regisseurin (...) inszeniert schnell mit stets wechselnden Theatermitteln, Perücken, Masken mit chorischem Sprechen, mit dem Nachstellen von Fernsehformaten, Talkshow, Fussballtalks, dazu setzt sie Video ein, Computerspiel, Animationenfilm, Gesang. Das ist sehr vielfältig. (...) Die drei SchauspielerInnen spielen gut und sehr engagiert. (...)Der Abend ist unterhaltsam. (...)Mir fehlen ein paar inhaltliche Aspekte, das Übergeordnete. Einblicke in den politischen Apparat, auch die psychologische Seite. Wie hat der Mann gelebt? Da sehe ich inhaltlich einige Mängel. Ästhetisch ist es durchaus gelungen.

Martin Burkart, WDR

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-buehne/audio-premiere-in-muenster-der-bundesbuerger-100.html

 

(...)Es greift vielleicht zu hoch, sich an den gedrängten Stil des römischen Historikers Tacitus erinnert zu fühlen, der durch den Verzicht auf Handlungsmotivierung die Politik des Übergangs von der Republik zum Kaiserreich in eine Atmosphäre der Irrationalität tauchte, aber auch hier hat das diskontinuierliche Erzählen eine verfassungsgeschichtliche Pointe: In der Demokratie bleibt das Geschichtsdrama Stückwerk, weil sie die Herrschaft der Vergesslichkeit ist. Der Neuanfang ist jederzeit möglich: Jedermann, egal was er ausgefressen oder ausgefertigt hat, kann in jedes Amt gewählt werden, benötigt nur eine Mehrheit im Saal hinter sich, dann ist alles vergessen. (...)
Um die Alltäglichkeit charismatischer Legitimität zu beschwören, zitieren die Schauspieler einfachste Gesten: das Winken, das Ausbreiten der Arme, das Recken der Daumen. Alle drei, Ilja Harjes, Rose Lohmann und Thomas Mehlhorn, verwandeln sich unter Ruth Messings Regie für Momente in Möllemann, indem sie eine Pappnase mit Schnurrbart aufsetzen. Wenn sie dann den Mund aufmachen, ist er wieder da: Man hört einen Tonfall der unbeirrbaren Sachlichkeit. Die Kritik des Systems, wie Möllemann sie nach seiner Verstoßung aus der FDP in einem von Bertelsmann als „Klartext“ beworbenen Buch verbreitete, ist ein Produkt des Systems. Der erste Populist war der geborene Berufspolitiker, der nie hatte beschließen müssen, Politiker zu werden.

Patrick Bahners, FAZ

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/juergen-moellemann-als-theaterfigur-in-muenster-16585492.html

 

(...)Der Politiker, der den heutigen Populismus vorwegnahm: Das Theater Münster führt ein Stück über Jürgen Möllemann auf. Irritierend - aber gut. (...)Möllemann machte vor 20 Jahren vor, was heute zum Alltag jedes prominenten Rechtspopulisten gehört. Das ist die provokante, aber erstaunlich schlüssige These des Stücks "Der Bundesbürger" des Autorenpaars Konstantin und Annalena Küspert, uraufgeführt in Münster.

Cornelia Fiedler, Süddeutsche Zeitung

https://www.sueddeutsche.de/kultur/urauffuehrung-ein-troll-vor-seiner-zeit-1.4753701

Video: Oliver Berg